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Alt 10.11.2009, 22:30
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Lenny Lenny ist offline
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Registriert seit: 05.12.2006
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Viele Erinnerungen und Vorstellungen von der Zeit vor der Wende sind häufig verklärt. Vielen ist nicht klar, dass viele Dinge in der damaligen DDR nur deswegen so billig sein konnten, wenn/weil andere Dinge unerschwinglich teuer waren. Wer gewissen verlorenen "Priviligen" aus damaligen Zeiten nachtrauert, darf auch nicht Handys oder Pay-TV für selbstverständlich halten. Andersrum war erklärtes Verfassungsziel der Bundesrepublik stets die Vereinigung und dass diese nicht ohne Probleme und Kosten vonstatten gehen könnte, hat realistisch niemand erwarten dürfen. All die, die sich damals masslos gefreut haben, müssen sich auch vor Augen halten, dass die dadurch in Gang gesetzten Prozesse nicht schmerzfrei vollzogen werden konnten (auch wenn es genug Einzelpunkte gibt, die sicher anders hätten gelöst werden können, das liegt in der Natur der Sache, dass sowas vor allen Dingen rückblickend so analysiert werden kann).

(Ganz ähnlich unrealistische Gedankengänge gibt es zur Thematik D-Mark-Verklärung: Wer heute die D-Mark zurückfordert, erkennt nicht, dass die allermeisten Gründe für die - zum Teil auch normale - Teuerung gar nichts mehr mit der Umstellung zu tun haben, im Gegenteil: Eine Rückführung zur D-Mark würde die gleichen Umrechnungsteurungseffekte hervorrufen, aber bestimmt keine Waren billiger machen. Weltweite Teuerungsraten, Wirtschaftsflauten und vermehrt durch Renditedenken bestimmte Preispolitik haben ihre Ursachen kaum in einem Währungswechsel.)

Die Verklärung, die mit Sehnen nach alten Zeiten einher geht, das Festhalten an alten und überholten Werten und Vorstellungen, erhält bei vielen die Mauer im Kopf. Und die alten Klischees, vor allen Dingen die ach so lustigen DDR-Klischees, die in solchen Tagen stets wieder hervorgebuddelt werden. tragen dazu nur bei.
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