Thema: "Angst"
Einzelnen Beitrag anzeigen
  #19  
Alt 06.01.2007, 23:02
Benutzerbild von Ayla
Ayla Ayla ist offline
Moderatorin Philosophen-Café + V.I.P. Mitglied
 
Registriert seit: 25.11.2006
Ort: Büsum
Beiträge: 256
Standard

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Naja, sie sterben in aller Regel jedenfalls nicht durch ihre Angst. Insofern ist die (Schutz-)Funktion der Angst nur insofern in Frage gestellt, als es sich bei solch "kultivierten Ängsten" (Neurosen) um einen Schutz handelt, den eigentlich keiner braucht, und der im Extremfall an einem "normalen" Leben hindert.
Oder vielleicht sogar LEBENsunfähig wird? Könnte man dies' nicht auch einen "kleinen Tod" nennen? WENN ich nicht mehr am "normalen" Leben teilnehme bin ich dann nicht auch "irgendwie tot"? Depressionen werden von Betroffenen so beschrieben - "ich fühle mich irgendwie tot - leer".

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Aber dieses "braucht keiner" ist auch nicht ganz richtig - die Betroffenen brauchen diesen Schutz ja ganz offensichtlich. Und für sie stellt sich nicht die Frage, wie irrational ihre Ängste und wie nichtig, übertrieben oder imaginär die befürchteten Gefahren aus der Sicht von Außenstehenden sind: Für sie selbst sind sie sehr real.
Sind sie das wirklich? Könnte es nicht auch sein, daß sie einfach ritualisiert und Gewohnheit sind? Automatismus?

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Man kann, glaube ich, keine Ängste loswerden, indem man mal über ihre Sinnhaftigkeit nachdenkt und für sich selbst zu dem Schluss kommt, dass sie völlig sinnlos, überflüssig oder irrational sind. Diese Ängste haben im Kopf längst ein Eigenleben entwickelt, diverse Sicherheitssysteme installiert und Vorkehrungen für das eigene Überleben getroffen. Im schlechtesten Fall haben sie uns vollständig "im Griff" und schränken unsere Bewegungsfreiheit mehr und mehr ein - sozialer Rückzug, Abhängigkeiten, Arbeitsunfähigkeit und Depressionen sind dann die nicht so schönen, möglichen Folgen.
Phobien(Ängste die ein Eigenleben entwickeln) sind behandelbar! Mit künstlich herbeigeführten Reizen und Umkehrung. Zum Beispiel würde man jemanden der Angst hat Achterbahn zu fahren vorsichtig daran gewöhnen.

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen
Ist das tatsächlich Angst, oder nicht viel eher ein gewollter Nervenkitzel?
Es gibt tatsächlich eine LUST an der Angst - warum sollten sich sonst Menschen JAHRELANG bestimmten Lebenssituationen entziehen WENN denn die Angst so hinderlich oder unangenehm sein soll?

Zitat:
Zitat von Kamantun Beitrag anzeigen

Im Sprung in welchen Glauben? Den der "Angstfreiheit"?
Sören hatte es mit Gott und dem Christentum. Er meinte daß die Grundsituation des Menschen Angst und Verzweiflung, Krankheit zum Tode sei.
Allerdings muss man dazu wissen , daß sein Vater als Kind des Nachts in der Kälte die Schafe hüten musste. Als er 12 Jahren alt war, verleitete ihn dies einmal dazu, Gott zu verfluchen. Von dort an litt er unter der Psychose, nun in die ewige Verdammnis zu müssen. Mit dieser Psychose ausgestattet, machte er später seine gesamte Familie verrückt. Die Philosophie Kierkegaards ist ein Produkt dieser psychotischen Familienverhältnisse.

DAS verleitet mich dazu noch einmal zu fragen ob Angst angeboren ist oder in der heutigen Zeit doch vielleicht nur eine anerzogene Begleiterscheinung? Ist Angst nur eine physische Reaktion, wie Platon oder Aristoteles es bezeichneten? DAS würde wiederum erklären warum sich das Wort "Angst" vom griechischen Verb "agchein" und dem lateinischen "angere" ableitet. Beides heißt übersetzt "würgen", "die Kehle zuschnüren".

In der Psychologie wird zwischen Angst als Zustand (state anxiety) und Angst als Eigenschaft (trait anxiety) unterschieden. Während die Zustandsangst eine vorübergehende Emotion infolge einer realen Gefahr ist, führt die "trait anxiety" dazu, daß Situationen auch ohne akute Bedrohung als gefährlich eingeschätzt werden.

Wie kann ich das denn nun in der Praxis unterscheiden??? Wie soll ich denn nun meine Angst SUBJEKTIV betrachten?

Du hast mich anfangs nach Schuld gefragt. "Schuld haben" ist doch etwas was uns eingeprägt wird, oder? Gibt es EMOTIONELL einen Unterschied? "Ich habe Angst Schuld zu haben". Ist das trennbar?
__________________
Warum? DARUM!
Mit Zitat antworten